Manuela (Cecilia Roth) ist in der Koordination für
die Nationale Transplantation Organisation in einem Spital Madrids tätig.
Sie lebt gemeinsam mit ihrem Sohn Esteban (Eloy Azorin). Die Beiden pflegen
eine enge Mutter-Sohn Beziehung und teilen sich eine Vorliebe für
Literatur und Theater. Esteban will an einem Literaturwettbewerb teilnehmen.
Während er sich gemeinsam mit seiner Mutter den Film "All about Eve"
ansieht, fällt ihm der Titel für sein eigenes Werk ein. Er lautet:
Todo sobre mi madre (Alles über meine Mutter). Zu einer Mutter und
einem Sohn gehört heutzutage normalerweise ein Vater. Esteban weiss
von seinem eigenen Vater nur, dass dieser vor seiner Geburt verstarb. Aus
diesem Grund wünscht er sich zu seinem 17. Geburtstag die ganze "Geschichte"
seines Vaters zu erfahren. Die Mutter vertröstet ihn auf den Abend.
Doch es kommt nicht soweit. Denn zuerst wollen Manuela und Esteban dem
Geburtstag des Jungen mit dem Besuch des Theaters "Endstation Sehnsucht"
von Tennessee Williams einen gebührenden Rahmen verleihen. Nach Beendigung
des Stückes beabsichtigt Esteban ein Autogramm von der verehrten Schauspielerin
Human Rojo (Marisa Paredes) zu ergattern, welche die Rolle der Blanche
Dubois in Williams Theater zum Besten gibt. Er wartet mit seiner Mutter
am Hinterausgang trotz heftigen Regens. Die Schauspielerin steigt in ein
Auto und entschwindet unverrichteter Dinge. Der junge Bursche setzt dem
prominenten Inhalt des Wagens nach. Plötzlich prescht von der Seite
ein Auto hervor und fährt Esteban an. Er bleibt regungslos liegen
und stirbt an den Folgen des Zusammenpralls. Welch bitterer Moment für
die Mutter, als ihr Sohn in das Spital, in welchem sie selber arbeitet,
eingeliefert und zum Organspender wird... Manuela kommt zur Überzeugung,
dass sie den Geburtstagswunsch ihres verstorbenen Sohnes nichtsdestoweniger
erfüllen will. Sie reist nach Barcelona. Dort trifft sie während
ihrer Recherchen auf den altbekannten Transvestiten Agrado (Antonia San
Juan), die hilfsbereite Ordensschwester Rosa (Penélope Cruz) und
erneut die Schauspielerin Human Rojo. Zuletzt feiert sie ein Wiedersehen
mit dem Vater von Esteban, der sich inzwischen wesentlich verändert
hat.
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"Todo sobre mi madre" wurde 1999 in Cannes aufgeführt. Der Film
avancierte zum Publikumsliebling des Festivals. Dies verdeutlicht die Metamorphose,
welche der Spanier Pedro Almodóvar durchgemacht hat und sich bereits
in seine Filmen "La flor de mi secreto" und "Carne tremula" angekündigt
hat. Seine früheren Filme waren oft ziemlich schräg, befassten
sich mit aussergewöhnlichen Figuren und beabsichtigten die Zuschauer
zu schockieren. Von diesen Merkmalen ist in seinem jüngsten Werk nicht
mehr viel zu spüren. Der neue, reifere Almodóvar schildert
liebevoll die fürsorgliche Mutter, die alternde Schauspielerin, den
humorvollen Transvestiten oder die hilfsbereite Ordensschwester. Im Verlauf
des Filmes fügt er grossartig die Figur der Manuela und jene hauptsächlich
weiblichen Personen, die das Leben von Manuela auf irgend ein Weise tangieren,
zu einer funktionierenden Einheit zusammen. Das Resultat ist eine wunderbare,
gefühlserregende Huldigung an die Adresse der Frauen.
Zwar sind die einzelnen Charaktere nicht ganz alltäglich, doch
Almodóvar schafft es Mitgefühl, ja sogar Identifikation mit
den einzelnen Figuren zu kreieren, so dass das Aussergewöhnliche zur
Nebensache mutiert. Man beginnt mit den Frauen mitzufühlen und leidet
bei jedem negativen Ereignis mit. Da verzeiht man dem Film gerne, dass
es nur so an schicksalhaften Begegnungen wimmelt.
Almodóvar neueste Produktion ist ein eindrückliches Melodrama
geworden, welches tief unter die Haut geht und nicht so schnell aus dem
Gedächtnis entschwindet. Es dürfte nicht nur viele Frauen und
jene, die es noch werden wollen, sondern auch viele Vertreter des männlichen
Geschlechts berühren und amüsieren.
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