Story: |
Das kleine Mädchen Jeanne erblickt im Jahr 1412
in Domrémy-la-Pucelle das Licht des mittelalterlichen Frankreichs.
Sie geniesst ihre wunderbare Jugend und hüpft voller Lebensfreude
durch die prächtigen Wiesen, bis sie im zarten Alter von acht Jahren
ein überirdisches, göttliches Zeichen in Form eines Schwertes
erhält. Danach muss sie mitansehen, wie ihr heimisches Bauerndorf
von den verhassten Engländern verwüstet wird, welche in jener
Zeit grosse Landstriche Frankreichs besetzen. Es bleibt ihr nicht einmal
erspart mitzuerleben, wie ihre ältere Schwester, die aufopferungsvoll
ihr Versteck der kleinen Jeanne überlassen hat, von einem englischen
Soldaten ermordet und daraufhin vergewaltigt wird. Jeanne bringt es zwar
fertig ihr Leben zu retten, doch die grausame Ermordung ihrer Schwester
erschüttert sie zu tiefst. Sie trachtet nach plausiblen Erklärungen
und sucht einen Vertreter des Klerus auf. Der Priester kann jedoch die
grausame Tat auch nicht erklären und meint, das Überleben von
Jeanne hänge vielleicht damit zusammen, dass sie für etwas ganz
Besonderes bestimmt sei. Einige Jahre später wird das junge Bauernmädchen
(Milla Jovovich) erneut von Visionen heimgesucht. Sie erhält die Botschaft
"Frankreich den Feinden zu entreissen und es zurückzuführen in
Gottes Hand". Sie ist imstande den Dauphin von Frankreich (John Malkovich),
als vermeintlicher König Charles VII, von ihrer göttlichen Mission
zu überzeugen und führt danach mit eigenem Ross, weissem Banner
und Männerkleidung das französische Heer in den Kampf um die
von den Engländern besetzte Stadt Orléans. Dank dem unglaublichen
Siegeswillen und der Überzeugungskraft des Bauernmädchens aus
der Provinz feiern die Franzosen nach einer äusserst brutalen Schlacht
einen glorreichen Sieg über die Engländer. Der Weg ist nun frei
für die Krönung von Charles VII in Reims. Nach ihrem anfänglichen
Erfolg wird Jeanne von der königlichen und göttlichen Unterstützung
verlassen. Die tapfere Jungfrau kämpft jedoch weiter, bis sie von
den mit den Engländern verbündeten Burgundern gefangen genommen
wird. Diese liefern sie gegen ein Lösegeld an die Engländer aus,
welche die Retterin Frankreichs in Rouen wegen Ketzerei und Zauberei anklagen.
Während dieses Prozesses stellen nicht nur die englischen Besatzer
das göttliche Handeln von Jeanne in Frage, selbst ihr eigenes Gewissen
(Dustin Hoffman) meldet Zweifel an. Schliesslich wird Jeanne am 30. Mai
1431 auf dem Marktplatz von Rouen verbrannt. Fünfhundert Jahre später
wird Jeanne d'Arc vom Vatikan in Rom heilig gesprochen.
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Fazit: |
In regelmässigen Abständen bezirzen uns die Filmemacher mit
einer cineastischen Aufarbeitung über die französische Nationalheldin
Jeanne d'Arc. "The Passion Of Joan Of Arc" von Carl Dreyer und "The Trial
Of Joan Of Arc" von Robert Bresson dürfen sich wohl als die besten
und bekanntesten Werke über die Heiligen-Legende rühmen. Mit
"Joan Of Arc" befasst sich nun auch der französische Regisseur Luc
Besson ("Léon", "The Fifth Element") mit dem beliebten Stoff. Seine
Version unterscheidet sich jedoch in einem Punkt deutlich von den meisten
anderen Jeanne d'Arc-Verfilmungen. Die Kampfszenen in Bessons Version sind
sehr brutal. Das Kinopublikum wird mitten in das hektische Kampfgetümmel
geworfen und kann auf diese Weise hautnah miterleben, wie das Blut fliesst,
und die Fetzen oder eher die Gliedmassen in der Gegend herumfliegen. Diese
erbarmungslosen Szenen dürften nicht beim ganzen Publikum zu Begeisterungsstürmen
führen. Immerhin muss man aber Besson bei seiner Darstellung der Kämpfe
insofern Recht geben, dass diese mittelalterlichen Schlachten wirklich
mit einer heute kaum vorstellbaren Intensität geführt wurden.
"Joan Of Arc" liegt eine überzeugende Bildkraft zugrunde. Insbesondere
die Schlachtszenen sind zwar grausam, doch sie werden von Besson mit einer
atemberaubenden, optischen Eindrücklichkeit inszeniert. Das Loblied
nimmt aber ein rasches Ende, sobald es darum geht die Frage zu klären,
welche sich im Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der Jungfrau von Orléans
unausweichlich stellt, ob Jeanne eine von Gott Gesandte oder eine grössenwahnsinnige
Spinnerin war. Das liegt aber nicht an Milla Jovovich, die mir in ihrer
Hauptrolle als Energiebündel mit Männerkleidung und flottem Haarschnitt
recht gut gefallen hat. Inhalt und Optik greifen ganz einfach nicht ineinander,
wenn es darum geht, den Seelenzustand der bäuerlichen Jungfrau wiederzugeben.
Aber dieser interessante Blick ins Innere ist meiner Ansicht nach wichtig
für eine gelungene Jeanne d'Arc-Verfilmung. Letzten Endes bleibt nur
die Hoffnung, dass der nächste Film über die französische
Nationalheldin diesem Punkt mehr Rechnung tragen wird.
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Bewertung: |
(von
maximal 5 Steinen der Weisheit)
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