Story: |
Das Ehepaar Harford führt eine scheinbar glückliche
Ehe. Bill (Tom Cruise) ermöglicht mit seiner beruflichen Tätigkeit
als Arzt ein grosszügiges, finanzielles Fundament. Die gemeinsame
Tochter von Bill und Alice (Nicole Kidman) versüsst ihren Eltern das
Leben. Doch die Beziehung zwischen Bill und Alice ist leicht abgekühlt.
Dies verdeutlicht sich, als sich die attraktive Alice für einen anstehenden
Partybesuch stylt. Sie erkundigt sich bei ihrem anmutigen Mann, was er
von ihrem Aussehen hält. Dieser erteilt ihr zwar ein Lob, würdigt
seine Frau aber keines Blickes. Während der Party tritt der Eindruck
der leicht erkälteten Beziehung erneut in Erscheinung. Beide lassen
sich mit grossem Vergnügen auf einen Flirt oder einen Tanz mit unbekannten
Personen des anderen Geschlechts ein. An einem darauffolgenden Abend kommt
es zum Eklat. Beim Rauchen eines Joints erzählt Alice ihrem Gatten
von einer geheimen Phantasie, welche sich vor einiger Zeit während
eines gemeinsamen Urlaubes abgespielt haben soll. Bill weiss nicht, dass
diese Phantasie nur einem Hirngespinst seiner Frau entsprungen ist. Dabei
habe Alice die Bekanntschaft mit einem ungarischen Marineoffizier gemacht.
Gemeinsam hätten sie bereits Zukunftspläne geschmiedet. Unerwartet
habe der Ungare jedoch abreisen und seine Geliebte zurücklassen müssen.
Bevor Bill die Worte von Alice überhaupt verarbeiten kann, klingelt
das Telephon. Die Pflicht ruft, und Bill muss ans Sterbebett eines Patienten.
Dort wird er von der Tochter des verstorbenen Mannes verführt. Der
pflichtbewusste Arzt nützt aber den Zustand der trauernden Dame nicht
aus. Danach verfällt er auf der Strasse einer Strassendirne, entscheidet
sich aber nicht mit ihr ins Bett zu hüpfen. Zuletzt tut er an einer
geheimnisvollen Sexorgie mit, deren Teilnehmer ihre Gesichter hinter Masken
verbergen. Bill ahnt noch nicht, dass dieser nächtliche Gang in die
Dunkelheit die Beziehung zu Alice und sein Leben nachhaltig verändern
wird.
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Fazit: |
Anfangs März dieses Jahres ist Regisseur Stanley Kubrick nach
einem Herzinfarkt verstorben. Fünf Tage zuvor hatte er die Endfassung
des Filmes an das Produktionsstudio "Warner Bros." übergeben. Für
die amerikanische Version wurden einige freizügige Szenen herausgeschnitten.
In Europa ist hingegen die von Kubrick angefertigte Fassung zu sehen, welche
tatsächlich viele erotische Darstellungen enthält. Dies konkretisiert
sich besonders während der nächtlichen Sexorgie. "Eyes wide shut"
mit einem Sexfilm in Relation zu bringen entspricht jedoch nicht der Wahrheit.
Selten ist es einem Film so ausgeprägt gelungen den Zuschauer
miteinzubeziehen. Kubrick vollzieht diesen Geniestreich, indem er das Publikum
als Entscheidungsträger etabliert. Er beurteilt das Handeln seiner
Akteure nicht, sondern fordert den Zuschauer zur eigenen Meinungsbildung
auf. In einer Einstellung sind zum Beispiel Alice und Bill vor einem Spiegel
zu sehen. Der rote Farbton in Alices Haar und der ganzen Einstellung vermittelt
eine visuelle Wärme und Geborgenheit. Zugleich lässt die heisere
Stimme von Chris Isaak verlauten: "They did a bad, bad thing."
Viele Kritiker bezeichnen "Eyes wide shut" als "Altherrenfilm", der
mit der Realität nicht sehr viel am Hut habe. Unterstützt wird
dieser Vorwurf durch die Tatsache, dass der Film auf der "Traumnovelle"
von Arthur Schnitzler aus dem Jahr 1926 basiert. Kubrick orientierte sich
ziemlich stark an der Vorlage von Schnitzler, transportierte aber die Handlung
aus dem damaligen Wien ins heutige New York. Dieser Vorwurf ist meiner
Meinung nach unangebracht, weil es dem Regisseur nicht um eine authentische
Wiedergabe von Sexualpraktiken unserer Zeit geht. Für ihn waren die
Darstellung von ehelicher Eifersucht und Angst von Wichtigkeit. Dies sind
alles Gefühle, die in einer Zeit der zunehmenden Enttabuisierung der
Sexualität in den meisten Ehen zum Alltag gehören. Von einem
"Altherrenfilm" kann also nicht die Rede sein.
Es bleibt mir nur die Empfehlung diesen kontroversen Film anzusehen
und in die Welt von "Eyes wide shut" einzutauchen. Für mich steht
fest, dass dem Kultregisseur Stanley Kubrick mit seinem Werk ein letzter,
grandioser Höhepunkt gelungen ist. Merci, Herr Kubrick!
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Bewertung: |
(von
maximal 5 Steinen der Weisheit)
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