Holly Springs ist eine Kleinstadt in den Südstaaten
Amerikas. In diesem Provinznest geniessen die alte Witwe Cookie (Patricia
Neal) und ihr schwarzer Hausmeister Willis (Charles S. Dutton) gemeinsam
ihren Lebensabend. Doch mit fortschreitendem Alter beginnt Cookie immer
mehr ihren verstorbenen Ehepartner zu vermissen. Sie beraubt sich daher
selbst des Lebens, um ein Wiedersehen im Himmel mit ihrem Geliebten zu
feiern. Gefunden wird die Leiche von Cookies Nichte Camille (Glenn Close).
Diese bezeichnet den selbstmörderischen Akt als Schande, der nur von
einem verrückten Menschen begangen werden kann. Aus diesem Grund lässt
Camille, Regisseurin des anstehenden Ostertheaters "Salome", ihrer Begabung
freien Lauf und inszeniert kurzerhand einen Mord, sodass selbst Oberinspektor
Derrick seinen Augen nicht mehr trauen würde: Sie verspeist Cookies
Abschiedsbrief, legt einige Spuren und wirft die Pistole, mit welcher Cookie
ihrem Leben ein Ende bereitet hat, in den Garten. Ihrer herbeieilenden,
hörigen Schwester Cora (Julianne Moore) zwingt sie ihre Version der
Geschehnisse auf. Erst dann kontaktiert sie die Polizei. Die Hüter
des Gesetzes tappen zuerst im Dunkeln, nehmen aber Willis fest, weil dessen
Fingerabdrücke auf der Tatwaffe sind. Die ganze Stadt weiss hingegen,
dass der alte, liebenswürdige Mann nicht der gesuchte Täter sein
kann. Selbst der Sheriff (Ned Beatty) ist im Innern von Willis Unschuld
überzeugt. Immerhin fischt er gelegentlich mit ihm ... Und das verpflichtet
natürlich! Beistand erhält der Beschuldigte von Cookies Grossnichte
Emma (Liv Tyler), welche sich freiwillig einsperren lässt. Das Gefängnistor
bleibt aber geöffnet, und es herrschen familiäre Zustände
auf dem Sheriffposten. Allmählich gelingt es der Polizei Licht in
die Dunkelheit zu bringen und die Intrigen und Verwirrungen aufzulösen.
Als der Tatbestand schliesslich aufgeklärt scheint, nimmt trotzdem
wieder alles eine ganz unerwartete Wende.
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Regisseur Robert Altman feiert nach Filmen wie "The Player" oder "Short
Cuts" mit "Cookie's Fortune" ein grandioses Comback. Er zeichnet ein imposantes
Bild von der Südstaatenmentalität. So ist zwar das Leben von
den Einwohnern im Süden der Vereinigten Staaten geprägt
von Stolz, Ehre und Höflichkeit. Mit der Wahrheit hingegen nehmen
es viele Leute nicht immer so genau. Zum positiven Erscheinungsbild vermag
auch die Musik ihren Beitrag zu leisten. Bluesige Rhythmen unterstützen
das Südstaatengefühl.
Der Beginn des Films mag vielleicht etwas langatmig erscheinen. Er
ist aber für den weiteren Verlauf äusserst wichtig. In dieser
Phase skizziert Altman liebevoll die unterschiedlichen Charaktere, welche
dadurch ein individuelles Eigenleben erlangen, und strickt die verschiedenen
Handlungsstränge. Nach dem Tod Cookies kann er dann mit den einzelnen
Figuren herumzuspielen beginnen und die verschiedenen Handlungen allmählich
verbinden. Der Film ist nun äusserst amüsant und unterhaltsam.
Er endet zuletzt in einer grossartigen Klimax. Erwähnen möchte
ich noch die Idealbesetzung der verschiedenen Rollen von Glenn Close bis
Liv Tyler. Vor allem Glenn Close überzeugt als engagierte Regisseurin
des örtlichen Laientheaters und des wirklichen Lebens... Schlussendlich
bleibt mir nur noch folgendes festzuhalten: Wem es gelingt die verschiedenen
Charaktere auf sich einwirken zu lassen, ja sogar mit ihnen mitzufühlen,
und den Südstaatentouch zu geniessen, der wird "Cookie's Fortune"
lieben, und der kann auch darüber hinwegsehen, dass Altmans Produktion
inhaltlich nicht sehr viel zu bieten hat. Der Kinobesuch wird aber auf
jeden Fall zum Erlebnis!
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