"Am 21. Oktober 1994 begeben sich die drei
Filmstudenten Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael Williams in den
Black Hills Forest in Maryland. Dort wollen sie einen Dokumentarfilm über
eine Spukgestalt und regionale Legende drehen, die sogenannte Hexe von
Blair. Man hört nie wieder von ihnen... Doch ein Jahr später
wird ihr Filmmaterial gefunden. Die erhaltenen Filmaufnahmen sind ihr Vermächtnis.
Sie zeigen die letzten Tage der Filmemacher, ihre quälende fünftägige
Wanderung durch den undurchdringlichen Wald und fangen die grauenerregenden
Vorgänge ein, die zu ihrem Verschwinden führen."
(Quelle: http://www.blairwitch.de)
|
Der Film "The Blair Witch Project" wurde für ein Minimalbudget
von ungefähr 40'000 Dollar produziert. Nach zweimonatiger Spielzeit
hatte der Film in den USA bereits 160 Mio. Dollar eingespielt. Einen solchen
Erfolg hätte wohl der begabteste Prophet, aber auch das Cinema-Oracle,
nicht vorauszusagen gewagt. Das rege Zuschauerinteresse ist einer raffinierten
Werbestrategie zu verdanken. Dieser Strategie liegt die Nutzung des Internets
zugrunde. Mit dem Informationsmedium Internet konnte ein riesiges, vielseitiges
Publikum erreicht werden, was mit den herkömmlichen Mitteln nur schwer
machbar gewesen wäre. Durch eine spärliche Informationsfreigabe
wurde zusätzlich das Interesse geweckt. Das Endresultat lässt
sich unter den nachstehenden Website-Adressen begutachten: www.blairwitch.com
(englische Seite)/ www.blairwitch.de
(deutsche Seite).
Ein weiterer Pluspunkt ist die Erweckung von Authentizität des
Filmes. Auf der Leinwand wird dies dadurch erreicht, dass die Abenteurer
selbst als Regisseur, Kameramann und Tontechniker auftreten. Die grobkörnigen,
verwackelten Bilder der 16mm Kamera und der Videokamera, welche das Publikum
zu sehen bekommt, vermitteln den Glauben, dass man sich inmitten des Geschehens
befindet. Phasenweise treten nur noch die düsteren, erdrückenden
Aufnahmen der Dunkelheit vor die Augen, während das heftige durch
Angst hervorgerufene Atmen von Heather (Heather Donahue), Mike (Michael
Williams) und Josh (Joshua Leonard) zu hören ist. Auch was die Illusion
der Wahrheit betrifft, haben sich die Produzenten das Internet zu Nutzen
gemacht. Auf den obenstehenden Internetseiten sind zum Beispiel die aufgefundenen
Filmrollen oder das Tagebuch von Heather zu sehen. Dass die Rechnung letztendlich
aufgeht, bezeugt die Tatsache, dass der Ort Burkettsville, in dessen Nähe
sich der Film abgespielt hat, zu einer Pilgerstätte von "Blair Witch"-Angefressenen
wurde. Die böse Hexe von Blair konnte bisher noch nicht aufgespürt
werden und dürfte aus diesem Grund immer noch in den Wäldern
herumspuken...
Zu erwähnen wäre noch, dass die Handlung von "The Blair Witch
Project" äusserst mager ausgefallen ist. Der ganze Ablauf gleicht
einem aufgebesserten "Pfadilager". Das ist aber für einen Grusel-Thriller
nicht von entscheidender Bedeutung. Gelungene Filme dieses Genre zeichnen
sich vielmehr durch ein hohes Mass an Spannung aus. Der Nervenkitz wird
hier nicht vernachlässigt. Immer wieder plagt man sich mit der Frage
herum, was mit den drei Filmstudenten passieren wird? Von ihrem tragischen
Verschwinden weiss man ja bereits. Zudem befolgt der Film eine Regel, welche
schon Altmeister Hitchcock erfolgreich angewendet hat: Das Böse (Hexe)
tritt nie vor die Augen des Publikums. Spannungsmomente sind also ausreichend
vertreten. An anhaltenden Angstzuständen dürfte jedoch kaum gelitten
werden.
Sein oder Nichtsein entscheidet sich meiner Meinung nach im Kopf jedes
einzelnen Zuschauers. Gelingt es die Stimmung in den dunkeln Wälder
von Maryland und den frischen Duft der vorgegaukelten Realität
auf sich einwirken zu lassen, wird "The Blair Witch Project" zu einem unterhaltsamen
und spannenden Ereignis. Verfehlt der Film diese Wirkung, hätte man
sich das Eintrittsgeld sparen und besser einen alten Horrorstreifen
ansehen können.
|