Story: |
Ein Mann in einer Schweizer Militäruniform steht
vor einer jungen Dame. Der bejahrte Mann in Uniform hält in seiner
Hand eine Pistole, welche auf das wehrlose, weibliche Geschöpf gerichtet
ist. Er fragt sie: "Sind sie Fritz Ochsenbein?" Sie entgegnet ihm in Deutsch
aber mit einem fremdländischen Akzent: "Ja, ich bin Fritz Ochsenbein!".
Er handelt kurz entschlossen und räumt sein Gegenüber rücksichtslos
mit einigen Schüssen aus dem Weg. Daraufhin erweist sich die Szene
jedoch als Schauspiel mit Platzpatronen. Der vermeintliche Täter ist
der Divisionär Sturzenegger (Martin Benrath), welcher durch sein Tun
Erregung empfindet. Das Opfer wird von der russischen Prostituierten Irina
(Elena Panova) gespielt. Neben Sturzenegger zählen noch weitere Persönlichkeiten
aus der Polit- und Wirtschaftsszene zum Kundenkreis von Irina. Sie betrachtet
sich aber nicht als Prostituierte, sondern vielmehr als Gespielin ihrer
netten Freunde, welche sie häufig mit helvetischen Geschenken beglücken
und ihr die Schweizer Staatsbürgerschaft in Aussicht stellen. Ermöglicht
haben diese Beziehungen mit der Prominenz die Modeschöpferin Charlotte
De (Geraldine Chaplin) und der Rechtsanwalt Alfred Waldvogel (Ulrich Noethen).
Das Pärchen zwingt Irina zu einem folgenschweren Deal: Für ihre
Förderer soll die attraktive Russin ihre "Freunde" aushorchen, als
Gegenleistung wartet die langersehnte, Schweizer Staatsbürgerschaft
auf sie. Herr Waldvogel und Frau De erhoffen sich dadurch die Karrierenleiter
noch einige Tritte emporsteigen zu können. Rasch muss Irina jedoch
einsehen, dass sie nicht die Möglichkeit besitzt an das gewünschte
Wissen heranzukommen. Sie flüchtet sich in Lügen, welche sich
als Wahrheit entpuppen. Ungewollt deckt sie einen Finanzskandal auf und
löst durch ihr Verhalten einen Staatsstreich aus.
|
Fazit: |
Die "Beresina" ist ein 613 km langer Fluss in Weissrussland. Im Jahr
1812 befand sich die Armee Napoleons I. nach ihrem Russlandfeldzug auf
der Rückkehr mit dem übermächtigen Feind im Nacken. An der
Beresina kam es nochmals zu einem erbitterten Kampf. Der Volksmund berichtet,
dass sich die Schweizer Söldner mutig dem Feind aus dem Osten entgegenstellten.
Im Schweizer Geschichtsdenken steht dieses Ereignis daher für Tapferkeit
der helvetischen Kämpfer, aber auch für Standhaftigkeit in schwierigen
Situationen. Viele Eidgenossen und Eidgenossinnen blicken noch heute mit
Vorliebe auf Vergangenes wie die Schlacht an der Beresina, den "Rütlischwur"
oder "Wilhelm Tell" zurück. Sie reagieren oft sehr zurückhaltend
gegenüber neuem Gedankengut und sind zu Neinsagern verkommen. Schmids
Film fordert die Schweizer und Schweizerinnen dazu auf aus ihrem eigenen,
engen Schneckenhaus herauszukommen und mehr Mut zu beweisen. Gemäss
dem Beresina-Lied: "Mutig, mutig, liebe Brüder".
Dank der Affäre "Bellasi" wird klar, dass aus der Fiktion durchaus
Realität werden kann. Zwar war das Waffenarsenal von Herrn Bellasi
nicht für eine geheime Verschwörungstruppe bestimmt, sondern
diente als Sammlergut. Trotzdem konnte der für den Nachrichtendienst
arbeitende Bellasi jahrelang Geld in Millionenhöhe unbemerkt unterschlagen.
Ausserdem schaut der Film hinter die Kulissen der Schweizer Politik und
vermittelt die Einblicke mit viel erfrischendem Humor. Häufig sind
diese spassigen Elemente jedoch ähnlich konstruiert. So werden zum
Beispiel mehrmals die ausgefallenen Sexualpraktiken von Irinas "Freunden"
dargestellt. Nichtsdestoweniger bietet der Film von Regisseur Schmid viel
Abwechslung und ausgezeichnete Unterhaltung. Es gelingt ihm eindrückliche
Bilder von Helvetien zu vermitteln. Eine Augenweide ist Elena Panova, die
mit ihrer engelhaften Erscheinung den Zuschauer betört. "Beresina
oder die letzten Tage der Schweiz" sollte sich jeder Schweizer und jede
Schweizerin unbedingt ansehen, und für all jene, die sich für
den kleinen Staat im Herzen Europas interessieren, ist der Film äusserst
empfehlenswert.
|
Bewertung: |
(von
maximal 5 Steinen der Weisheit)
|
Links: |
|